Marienkirche - Danzig / Gdańsk
Marienkirche - Danzig / Gdańsk
Die katholische Marienkirche zu Danzig ist die größte Backsteinkirche der Welt und eines der größten Gotteshäuser Europas. Sie ist 105,5 Meter lang, die Breite des Querschiffs beträgt 66 Meter. Im Innenraum der Kirche finden bis zu 25.000 Menschen Platz.
Nach der Reformation wurde die Marienkirche von Katholiken und Protestanten anfangs gleichzeitig genutzt, später aber exklusiv der lutherischen Kirche vorbehalten. Bis 1945 war die Marienkirche das größte evangelisch-lutherische Gotteshaus der Welt.
Da die polnischen Könige, die seit dem Zerfall des Deutschen Ordens die nominellen Oberherren der Stadt waren, jedoch immer katholisch blieben, baute die Stadt neben der Marienkirche die barocke "königliche Kapelle", damit der König bei Besuchen der Stadt den Gottesdienst besuchen konnte. Nach der Vertreibung hielten polnische Katholiken in die Marienkirche Einzug.
Das berühmte Triptychon Das jüngste Gericht des Brügger Malers Hans Memling war eine Auftragsarbeit der Medici, die für Florenz bestimmt war. Es wurde 1473 auf einer Kaperfahrt der Peter von Danzig aus einem britischen Schiff erbeutet und von einem der Schiffseigner, Reinhold Niederhoff, der Marienkirche geschenkt.
Daraus ergaben sich längere diplomatische Verwicklungen, die bis zur Androhung des Kirchenbanns gegen Danzig durch den Papst gingen. Das Triptychon wurde durch Napoléon Bonaparte nach Paris in den Louvre geschafft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hing es in der Sankt Petersburger Eremitage. Seit 1956 ist es im Nationalmuseum Danzig.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Marienkirche schwer beschädigt. 40 Prozent der Kunstschätze waren vernichtet. Das Dach der Kirche wurde komplett aus Stahlbeton gebaut, die Unterkonstruktion, der Dachstuhl, ist aus Stahl. Dadurch konnte das Gewicht des Daches reduziert werden. Der Wiederaufbau der Kirche wurde 1956 abgeschlossen.
In der Kirche befindet sich die Grabstätte des Barockdichters Martin Opitz on Boberfeld.
Im 82 m hohen Turm hängen nur zwei Glocken, die 1970 von der Gießerei Felczynski in Przemysl gegossen wurden. Die große Glocke heißt Gratia Dei, wiegt 7850 kg und erklingt im Nominal fis°. Ave Maria ist der Name der kleinen Glocke, die 2600 kg wiegt und in cis' ertönt. Die Aufhängungen an verkröpften Stahljochen im Stahlglockenstuhl beeinträchtigen den Klang dieses Glockentorsos.
Vom Vorkriegsgeläut, dessen größte Glocke die 1453 gegossene, 6800 kg schwere Vorgängerin der heutigen Gratia Dei war, sind zwei Glocken erhalten: Die Osanna (b°) von 1632, heute in St. Andreas zu Hildesheim, und die Dominicalis (d') von 1719, heute unter dem Namen Osanna in der Marienkirche zu Lübeck.